Deutscher Radiopreis 2022: Tears For Fears

Tears For Fears: Keine Angst vor großen Gefühlen

Curt Smith und Roland Orzabal "Tears for Fears" singen beim deutschen Radiopreis 2022. © Deutscher Radiopreis / Philipp Szyza Foto: Philipp Szyza

Vor 40 Jahren eroberten Curt Smith und Roland Orzabal mit "Mad World" erstmals die Charts.

Manchmal muss es einfach raus. Diese Überzeugung steht hinter der sogenannten Urschreitherapie. Sie diente als Inspiration für Tears For Fears und deren größten Hit "Shout". 1981 fanden Roland Orzabal und Curt Smith als Band zusammen. Beide waren damals gerade mal 20 Jahre alt. Der gemeinsame Weg begann aber schon einige Jahre vorher im englischen Kurort Bath, mit dem beide eine schwierige Kindheit verbinden. Orzabal litt schon als Teenager an Depressionen.

Musik als Therapie für Band und Fans

In ihren Songs gaben Tears For Fears daher großen Gefühlen und Ängsten Raum. Auf Millionen Menschen hatte das eine geradezu therapeutische Wirkung. "Mad World", ein Manifest der Melancholie, erreichte 1982 Platz 3 der britischen Charts und wurde der erste große Hit des Debütalbums "The Hurting". Den Durchbruch in den USA schafften Tears For Fears drei Jahre später mit dem zweiten Album "Songs From The Big Chair". Der Titel nimmt Bezug auf eine TV-Figur, die sich nur im Sessel ihres Therapeuten wohlfühlt. Zum Erfolg trugen auch die eindrucksvollen Videos bei, die im damals noch neuen Musikfernsehen große Aufmerksamkeit erregten. Ihr Regisseur Nigel Dick setzte später auch Stars wie Britney Spears, Guns'N'Roses und Oasis in Szene.

1986 erhielt Roland Orzabel den renommierten Ivor Novello Award als Songwriter des Jahres. Im selben Jahr wurde "Everybody Wants To Rule The World", neben "Shout" der zweite Mega-Hit vom zweiten Album, bei den Brit Awards zur Single des Jahres gekürt.

Remake führte zur Reunion

Curt Smith und Roland Orzabal "Tears for Fears" singen beim deutschen Radiopreis 2022. © Deutscher Radiopreis / Philipp Szyza Foto: Philipp Szyza

Seit der Reunion konnten Fans die Band regelmäßig live erleben.

Während selbst die frühen Hits von Tears For Fears bis heute ununterbrochen im Radio, auf Soundtracks und in der Werbung laufen, erreichte die Band 1991 einen toten Punkt. Die frühen Gemeinsamkeiten hielten den unterschiedlichen Charakteren nicht mehr stand. Roland Orzabal führte Tears For Fears allein weiter, Curt Smith zog nach Kalifornien. Die Solo-Projekte der einstigen Freunde reichten aber nie an ihre gemeinsamen Erfolge heran. Neun Jahre lang hatten beide keinen Kontakt zueinander - bis sie der Mega-Hit "Shout" wieder zusammenbrachte. 2001 nahm Songwriter Gary Jules den Song für den Soundtrack von "Donnie Darko" neu auf. In dem Kultfilm geht es um einen Jungen mit psychischen Problemen. Nach dem Reunion-Album "Everybody Loves A Happy Ending" beschränkte sich das Bandleben der beiden Briten aber darauf, in unregelmäßigen Abständen Konzerte zu geben. Ein weiteres Album ließ ewig auf sich warten.

Auch 2022 zum Schreien gut

Erst zum dritten Corona-Frühling und keine zwei Wochen vor Beginn des Ukraine-Kriegs erschien ihr aktuelles Album "The Tipping Point", auf Deutsch: "Wendepunkt". Nur ein Zufall, natürlich. Dennoch kommen Songs wie "(Freedom is) No Small Thing“ mehr als gerufen. Im Titelsong "The Tipping Point" verarbeitete Roland Orzabal die Trauer um seine verstorbene Ehefrau Caroline. Jetzt steht ihm sein alter Freund Curt Smith wieder zur Seite. Die beiden harmonieren mindestens so gut wie früher, haben heute aber mehr Verständnis füreinander. Die neuen Songs entstanden wie in den Anfangsjahren: beim Gitarre spielen. Und so klingen Tears For Fears 40 Jahre nach ihrem Debüt dann auch: wie (inzwischen abgeklärte) Jugendliche mit einem Hauch Indie-Disco aus den 80ern. So gut, dass man schreien könnte. Beim Deutschen Radiopreis in Hamburg spielten sie ihren legendären Hit "Everybody Want's To Rule The World" und präsentierten den neuen Song "Tipping Point".

Stand: 09.09.22 00:00 Uhr