"Beste Reportage": "Letzte Fahrt ins Spielzeugland" (Nordwestradio)

"Beste Reportage": "Letzte Fahrt ins Spielzeugland" (Nordwestradio)

Hans-Dietrich Genscher mit Preisträger Jens Schellhass und Moderatorin Katrin Müller-Hohenstein  Foto: Marco Maas

Hans-Dietrich Genscher mit Preisträger Jens Schellhass und Moderatorin Katrin Müller-Hohenstein

Der Deutsche Radiopreis 2010 in der Kategorie "Beste Reportage" geht an das Feature "Letzte Fahrt ins Spielzeugland" von Jens Schellhass für Nordwestradio - ein Programm von Radio Bremen und NDR.

Die "Letzte Fahrt ins Spielzeugland" vom Nordwestradio ist ein Hörbild über die Schließung eines alteingesessenen Spielzeugladens. Die Reportage ist emotional und klärt gleichzeitig auf über die strukturellen Veränderungen im Einzelhandel.

Begründung der Jury:
Nach knapp 60 Jahren schließt der Bremer Papier- und Spielwarenladen M. Erstling. Der Gründer, Ferdinand Erstling, ist inzwischen 89 Jahre alt. Die Arbeit ist körperlich zu anstrengend geworden, ein Nachfolger fehlt. Dazu hat das Umfeld im nördlichen Stadtteil Vegesack sich radikal verändert, seit 1997 die legendäre Vulkan-Werft schließen musste. 2009 nun gibt es auch für Erstling "keine Tabus" mehr. Das Tante-Emma-Geschäft wird durch einen professionellen Räumungsverkäufer ausverkauft - und dann aufgelöst.

Unser Autor begleitet in seiner Reportage die vorweihnachtliche Auflösung des kleinen Ladens, lässt den Ladeninhaber Ferdinand Erstling ausgiebig erzählen, befragt Familienmitglieder, Enkel, Stammkunden, Kinder, Schnäppchenjäger oder den "Aktionsverkäufer". Und während in der Wirklichkeit die letzten Warenbestände verkauft werden und ein Lebenswerk aufgelöst wird, entsteht in der Radioreportage aus den verschiedenen Erzählungen, unterschiedlichen Perspektiven und den Erläuterungen des Reporters eine untergegangene Welt akustisch neu.

Die Laudatio hält Hans-Dietrich Genscher.