Deutscher Radiopreis 2024: Gewagter Musik-Mix und Jubelschreie
Katrin Bauerfeind führte durch die Show in Hamburg – Thorsten Schorn präsentierte die Verleihung bundesweit im Radio.
Was ist auf der Bühne der Verleihung zum Deutschen Radiopreis 2024 los? Erst geht den Zuschauer:innen das Herz bei Schlagerstar Beatrice Egli auf, dann heizen und hypern SCOOTER dem Publikum mit Elektro- und EBM-Sounds ein. Der Programm-Mix ist gewagt – und geht an diesem Abend in der Neuen Flora in Hamburg dennoch auf. Denn ist es nicht das, was Radio ausmacht? Ein breites Publikum mit überraschenden Inhalten erreichen und dabei etwas wagen. Und als SCOOTER zum Abschluss des Abends eine Feuershow auf der Bühne entzünden, überraschen sie in jedem Fall. Als H.P. Baxxter „How Much Is the Fish“ ins Mikro ruft, stimmt das Publikum mit ein. Der Text sitzt hier bei den allermeisten. Der Bass wummert durch den Saal. Die Band hat mehr als nur eine Generation bei Clubbesuchen begleitet.
Nominierte sind Stars des Alltags
Im Alltag der Hörer:innen, fern der großen Shows, sind es die Nominierten für den Deutschen Radiopreis 2024, die herausstechen – sei es mit ihrer Comedy, ihrer besonderen Moderation oder einer außergewöhnlichen Hörer:innen-Bindung.
Die Highlights der Show
Texthänger? Gibt es beim Deutschen Radiopreis mit Sicherheit nicht! Zwei Nominierte der Kategorie "Beste:r Newcomer:in" dürfen dieses Jahr die Moderatorin des Abends ankündigen.
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Denn auch Thorsten Schorn, Gewinner des Deutschen Radiopreises 2015 als "Bester Moderator", hat Kopfhörer und Mikrofon dabei und kommentiert die Show für die mehr als 60 übertragenden Radiosender.
Und um dieses Schmuckstück geht es jetzt: Der Deutsche Radiopreis 2024 wird in insgesamt zehn Kategorien verliehen.
Schon vor Showbeginn hat Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher die Veranstaltung mit einem Grußwort in der Neuen Flora eröffnet.
Die Nominierten in der Kategorie "Beste Morgensendung" hängen an den Lippen von Moderator Steven Gätjen. Wer darf die erste Trophäe des Abends in die Höhe recken?
Sie sind die Gewinnerinnen! Kerstin Hermes (l.) und Julia Menger von radioeins vom rbb haben laut Jury die beste Morgensendung Deutschlands abgeliefert. Julia Menger bedankt sich auch bei allen Hörerinnen und Hörern: "Sie sind dafür verantwortlich, dass sich das nicht nach Selbstgespräch anhört, was wir machen."
Zeit für den ersten Musikact des Abends! Der belgische DJ Lost Frequencies feierte bereits vor zehn Jahren seinen Durchbruch und liefert einen Radiohit nach dem anderen.
Dazu zählt natürlich auch der Song "Where Are You Now", den er zusammen mit dem britischen Popsänger Calum Scott aufgenommen hat und der in Deutschland Platz fünf der Charts erreicht hat.
Hier freuen sich Jan Koch und Miriam von Przewoski von WDR COSMO. In der Kategorie "Beste Reportage" können sie den Preis für "CUT - Das Silvester, das uns verfolgt" gewinnen.
Den Preis überreicht ihnen Dr. Sigrid Nikutta, Managerin bei der Deutschen Bahn. In der monatelangen Recherche von "CUT" ging es um die Folgen der Kölner Silvesternacht 2015.
Der Finne Samu Haber war einst Frontmann der Gruppe Sunrise Avenue. Beim Deutschen Radiopreis gibt er einen Vorgeschmack auf sein erstes Solo-Album, das im Oktober erscheint.
Denis Scheck liebt nicht nur Bücher sondern natürlich auch das Radio. So sehr, dass er sogar einen kleinen geschichtlichen Rückblick über dieses Medium geben kann.
Er überreicht den Preis für das "Beste Informationsformat" an Paula Lochte (l.) und Andrea Bräu von Bayern 2 für die Serie "Paula sucht Paula: Vergessene Heldin im Hitlerputsch?" in der Sendung "radioWissen".
Der Preis für das "Beste Interview" geht dieses Jahr an Frank Bremser (l.) und Fabian Pede von R.SH für ein Gespräch mit einem Aussteiger aus der Nazi-Szene.
Zwei Mal in Folge kürte MTV Rapperin badmómzjay bei den MTV Europe Music Awards als besten deutschen Act. Natürlich gehört die 21-Jährige auch auf die Bühne des Deutschen Radiopreises!
Und das Publikum hat an diesem Abend ohnehin Spaß. Rund 1.000 geladene Gäste finden Platz im Musical-Theater Neue Flora in Hamburg, das zum zweiten Mal Austragungsort des Radiopreises ist.
Komiker Thorsten Sträter (m.) gehört zu den Nominierten in der Kategorie "Bestes Musikformat". Der Preis ging allerdings an "Ein Song und meine Geschichte" bei 105.5 Spreeradio.
Nicole von Wagner (r.) und Jochen Trus nehmen dafür den Preis von Schlagersängerin Beatrice Egli entgegen.
A propos Musik: Da fühlt sich natürlich auch Überraschungsgast Isaak zu Hause. Der ESC-Kandidat von 2024 bringt dem neuen ESC-Kommentator Thorsten Schorn ein paar Takte auf der Nasenflöte bei, bevor er dann selber auf die Bühne geht.
Beim Mittagessen bei Bremen NEXT wurde es plötzlich still, als die Gruppe anfing, über Mobbing zu sprechen, erzählt Preisträger Pit Kröger. Zusammen mit Grit Thümmel nimmt er für "Realtalk: Mobbing" den Preis für die "Beste Programmaktion" entgegen.
Seit über einem Jahrzehnt kümmert sich Andreas Altenburg bei NDR 2 um die Comedy. 2011 wurde er für "Frühstück bei Stefanie" ausgezeichnet. Nun gibt's den Preis im "Besten Entertainment" für "Die Kur-Oase".
Die Pop-Band ClockClock aus Mannheim stand schon dreimal ganz oben in den deutschen Airplay-Charts. In Hamburg performen sie ihren neuen Titel "Someday Soon".
Gleich 24 Talente wurden in der Kategorie "Beste:r Newcomer:in" nominiert. Die Jury entschied sich für Filiz de Campos Oliveira von der jungen Welle bigFM. "Traut euch, mutig zu sein - es lohnt sich!", sagt sie in ihrer Dankesrede.
Erst Laudatorin, dann Showact: Beatrice Egli ist die einzige mit dieser Doppelfunktion. Auf der Bühne präsentiert sie ihren Song "Balance".
Zusammen mit Journalist Dirk Steffens blickt Katrin Bauerfeind auf die nächste Kategorie "Beste Sendung". Der Preis geht an eine Sendung von "Die Maus" auf WDR 5.
Jana Magdanz und Andreas Blendin nehmen den Preis entgegen. Magdanz ringt mit den Tränen, als sie über die Ausgabe der "Maus" redet, die sich mit einem Kinderhospiz beschäftigt.
Ganz zum Schluss darf er sich freuen: Gianluca Meli holt die begehrte Trophäe in der Kategorie "Beste:r Moderator:in". Großer Jubel natürlich auch bei seinem Sender 98.8 KISS FM.
Zum Ende der Show wird nochmal ein Feuerwerk abgefackelt. Die Frage "How Much Is The Fish" können die Techno-Veteranen von SCOOTER aber auch dieses Mal nicht abschließend beantworten.
Zum Glück steht die Bühne aber doch noch. Deshalb können sich alle Gewinnerinnen und Gewinner des Abends zum Abschluss noch einmal gemeinsam über ihre Preise freuen.
Während zu Beginn des Abends nach und nach die geladenen Gäste auf den roten Samtsitzen in der Neuen Flora Platz nehmen, strahlt das Logo des Deutschen Radiopreises an der Fassade in den Hamburger Nachthimmel. Zum 15. Mal findet die Verleihung statt – und bereits zum zweiten Mal an diesem Ort.
Katrin Bauerfeind und Thorsten Schorn moderieren
Im Saal strahlen, funkeln und glitzern die Gäste in ihren feinsten Garderoben, genau wie Katrin Bauerfeind. In langer dunkelroter Robe moderiert sie die Show zum zweiten Mal und hat die großen Fußstapfen ihrer Vorgängerin Barbara Schöneberger längst ausgefüllt. „EM hab ich schon wieder vergessen, Olympia auch, aber an den Radiopreis erinnere ich mich gut“, erzählt sie im Gespräch mit Thorsten Schorn. Er kommentiert die Verleihung für die Menschen am Radio aus seinem gläsernem Studio, das direkt auf der Bühne steht. Insgesamt übertragen mehr als 60 Sender den Abend – darunter das Inselradio auf Mallorca.
Steven Gätjen: „Morning Shows sind die Königsdisziplin“
Große Freude bei Julia Menger und Kerstin Hermes von radioeuns (rbb) für die Auszeichnung in der Kategorie „Beste Morgensendung“.
Das Warten hat ein Ende und die eigentliche Verleihung beginnt. Verliehen werden Preise in insgesamt zehn Kategorien. ProSieben-Allrounder Steven Gätjen betritt die Bühne und hält die erste Laudatio des Abends. Los geht es mit der „Besten Morgensendung“. „Morning Shows sind die Königsdisziplin, weil Menschen nicht nur sehr früh aufstehen, sondern vier Stunden unterhalten werden wollen.“ Er selbst hat seine Karriere eben dort begonnen.
Die Kategorie gewonnen hat „Der Schöne Morgen mit Kerstin Hermes und Julia Menger“ von radioeins (rbb). Bei ihnen handelt es sich laut Begründung der Grimme-Jury um „Moderatorinnen, die sich selbst nicht so ernst nehmen, ihre Talkgäste aber schon und die Hörerschaft erst recht. So entsteht ein für die deutsche Radiolandschaft einzigartiger Flow: anregend, unterhaltsam, informativ.“
Award für besondere Emotionen
Mit Nicole von Wagner und Jochen Trus von 105’5 Spreeradio und ihrer Rubrik „Ein Song und meine Geschichte“ zeichnet die Jury besondere Emotionen aus. Sie gewinnen in der Kategorie „Bestes Musikformat“. In der Begründung der Jury heißt es: „Dass der Sender zweimal täglich seine Playlist aufbricht und eine Hörerin oder einen Hörer zum Kurzzeit-DJ macht, vertieft ganz nebenbei die Bindung ans Programm. Ohne großes Aufheben zeigt „Ein Song und meine Geschichte“, wie bewegend sich der Stellenwert von Musik im Radioalltag verankern lässt.“ Den Award überreicht Beatrice Egli. Bevor sie dann selbst auf der mit goldenem Riesen-Lametta geschmückten Bühne steht und ihren Hit „Balance“ performt. Ob bei Schlager-Fans oder bei denen, die sich eher nicht dazu zählen: Im Rhythmus des Songs klatschen Hände, wippen Beine und nicken Köpfe.
ClockClock – „Someday Soon“
Beste Newcomerin mit großer Nähe zur Hörerschaft
Laudator und „Radiolegende“ Peter Stockinger überreichte die Auszeichnung als „Beste:r Newcomer:in“ an Filiz de Campos Oliveira von big FM.
Erstmals wurden in diesem Jahr alle 24 Bewerber:innen der Kategorie „Beste:r Newcomer:in“ nach Hamburg eingeladen und hatten die Chance, den Preis zu gewinnen. Die jungen Talente sind vor ihrem großen Auftritt auf der Bühne nervös. Natürlich hätte jede:r gerne den Award. Trotzdem freuen sie sich lautstark gemeinsam für die Gewinnerin in der grünen (Fake)-Pelz-Weste und feiern die Gewinnerin. Filiz de Campos Oliveira von bigFM setzt sich durch und darf die Auszeichnung mit nach Hause nehmen. Und das absolut zu Recht, schließlich ist sie laut Jury ein „Gute-Laune-Wirbelwind in voller Fahrt mit großer Nähe zu ihrer Hörerschaft.“ Sie selbst freut sich riesig über den Preis: „Vor fünf Jahren hab ich noch in der Bank gearbeitet und jetzt stehe ich hier. Entscheidet euch für den Weg, der euch glücklich macht.“
Entertainment-Award geht an „Kur-Oase“
Politisch wird es mit Stand-up-Comedienne Parshad Esmaeili. Im blauen Kleid hält sie ihre Laudatio: „Als Tochter von Ausländern bin ich hier, um die Farbe blau wieder sexy zu machen, aber vor allem wieder menschlich.“ Die Auszeichnung für das „Beste Entertainment“ überreicht sie an die „Kur-Oase“ von Andreas Altenburg auf NDR 2. Immerhin ist die „Kur-Oase“ eine „wunderbar stimmige Radio-Sitcom, spitz pointiert und auf hohem humoristischem Niveau“, so die Jury.
In der wichtigsten Kategorie „Beste:r Moderator:in“ überzeugt Gianluca Meli von 98.8 KISS FM. Dazu die Jury: „Gianluca Meli ist wie ein Rohdiamant, der bitte nicht zu viel geschliffen werden soll, denn er glänzt schon in so vielen Farben: im Umgang mit seinen Hörer:innen, in Spontaneität, Humor und Präsenz. Eine Naturgewalt am Mikrofon.“ Herzlichen Glückwunsch an alle Gewinner:innen!